Fassaden

Historisches Rathaus von Sulzbach– Rosenberg

Musterachse an der Fassade

Geschichte und Bedeutung

Bauzeitlich im 15.00 Jahrhundert entstanden, repräsentiert das gotische Gebäude den Reichtum der ehemaligen Herzogstadt. Den Nachweis für die zeitliche Datierung der Entstehung um 1456 lieferte eine dendrochronologische Untersuchung der verwendeten Hölzer im Dachstuhl. Über die gequaderte Fassade äußerte sich der Chronist Johannes Braun 1648: Es ist auch das Rathaus mitten in der Stadt an einem sehr bequemen Ort gelegen, von ganzen Quaderstücken auf alte Manier gebaut:[...] Das Rathaus hat viele feine Gemächer, sonderlich gar einen weiten Saal auf den Markt hinaus, darauf man tanzt und Comödien hält oder sonst ansehnliche Versammlungen hält. (Elisabeth Vogl. Das Rathaus von Sulzbach Rosenberg, ebd. 2004 S. 21)

Erhaltungszustand / Befundsituation

Vor Beginn der Maßnahme war ein Großteil der Fassade mit Efeu bewachsen. Die Aufgabe bestand darin eine Muster-fläche zur Entscheidungsfindung für gesamte Ausführung am Fassadengiebel zu erstellen. Das Ziel war den schadhaften Pflanzenbewuchs zu entfernen, den Stein wieder instand zu setzen und eine Farbfassung, die dem Original entspricht zu vorzunehmen. Deshalb wurde vor der Erprobung die historische Technik technologisch und naturwissenschaftlich untersucht.

Restauratorische Zielstellung

Im Jahre 2003 wurde die Firma restaura Astrid Wührl hinzugezogen, um Musterflächen für die Gestaltung an der Fassade und in der Richterstube vorzunehmen. Geplant war eine Malschichtsicherung, eine Oberflächenreinigung sowie eine Ausreinigung der rückseitigen Schmutztaschen und die Anbringung eines Rückseitenschutzes. Es sollte ein gepflegter Zustand erzielt werden.

In Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro MPD unter Leitung von Herrmann Högl, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Herrn Raimund Karl, Herrn Bernd Symank, Herrn Bürgermeister Geismann und Herrn Stadtbaumeister Rebhan wurden die Restaurierungskonzepte für die Fassade und der Innenräume festgelegt.

Maßnahmen

Die naturwissenschaftliche Untersuchung wies auf den Quadersteinen eine dünne Kalkschlämme mit Zuschlagstoffen auf. Diese rosafarbene Schlämme diente dazu, die unterschiedlich strukturierten Steinoberflächen zu kaschieren und darüber hinaus ihnen einem rötlichen Ton zu verleihen. Anschließend wurden die Quadersteine von ca. 2,5 cm breiten geputzten und erhabenen Bändern eingerahmt die beiderseits von 12 mm breiten, roten Linien begleitet werden.

Für die Musterachse wurden die schadhaften Bänder neu aufgezogen. Deshalb konnte die ursprünglich weiße Kalkschlämme, mit den roten Begleitlinen freskal aufgebracht werden. So konnte mit der nachgestellten Rezeptur aufgrund der Untersuchung sowie durch den optischen Farbbefund die Musterachse erstellt werden. Die gesamte Fassadengestaltung wurde entsprechend der farbgebenden Musterachse von einer anderen Firma aus witterungstechnischen Überlegungen in Silikattechnik umgesetzt.

An der Fassade wird die Illusion eines Quaderbaues angedeutet mit einer Hervorhebung der vorhandenen Steinfugen in Weiß mit dunkelroten Linien. Diese aufgesetzten Fugen waren an der Nordseite der Fassade zu 80% noch erhalten. Im Inneren wurde das Thema der Quaderung an exponierten Stellen fortgeführt. Beispielweise an den Gurtbögen der Gewölbe im Erdgeschoß des Querbaus, im Treppenhaus und am Verkündungserker setzte Frau Mendes das Konzept der Quaderbemalung auf der Grundlage des Befundes fort.

Interessant ist, dass sich das Konzept der rot- weißen Quaderbemalung in den Innenräumen des Rathauses fortsetzt. Die Ausführung fiel in unser Aufgabengebiet. Insbesondere in der Landrichterstube am „Verkündigungserker“ (Sprucherker) und der Inschrift war eine große Befunddichte vorhanden. Umfangreiche Freilegungen brachten das Original zum Vorschein freigelegt, deren Fehlstellen in Kalktechnik retuschiert wurden. Es liegt nahe, dass im sogenannten „Sprucherker“ Urteil dem Volk verkündet worden ist (Becker, Das Rathaus von Sulzbach Rosenberg, ebd. 2004 S. 82) Die restaurierte Inschrift an der Westwand nimmt Bezug zur Urteilsverkündung, indem es heißt: ARBITER PATIENTER AUDIT/ BENIGNE RESPONDET / REM IUSTE IUDICAT (Der Richter hört geduldig zu, er antwortet gütig, er beurteilt die Sache gerecht).

Auftraggeber

Stadt Sulzbach Rosenberg

Betreuung und Fachbehörden

Planungsbüro Meiler – Dittmann und Partner

Dipl. Ing. Högl, BLfD Konservator Dipl.-Ing. Raimund Karl