Stuckbildwerke

Baldachinaltar (1773 - 1779), Augustinerkirche, Mainz, Rheinland-Pfalz

Konservierung, Polierweißfassung, Vergoldungen, Lasuren auf Blattgold

Geschichte und Bedeutung

Bei dem Bauwerk handelt es sich um die ehemalige Kirche eines Eremiten-Augustinerklosters. Der Baldachinhochaltar und die Skulpturen sind vermutlich nach Entwürfen von Johann Peter Wagner 1773–1779 gearbeitet. Die Kreuzabnahme in der Mittelnische folgt dem Motiv des Altarbildes von Peter Paul Rubens, das er 1611 für die Liebfrauenkathedrale in Antwerpen schuf.
Der Altar zeigt im Aufbau den Typus eines Baldachinaltars mit halbkreisförmigem Grundriss. Bis zur Bekrönung besteht der Altar aus Stuckmarmor; nur der Aufsatz ist aus Holz. Die Figuren und der Zierrat sind in Stuck gearbeitet.

Erhaltungszustand / Befundsituation

Die ehemalige Polimentvergoldung wurde in einer früheren Restaurierungsphase mit einer Bronzierung überstrichen. Die originale Polierweißfassung hat in den unteren Zonen zweimal überarbeitet und zuletzt 1956 mit einem Alkydharzlack versehen. Nur noch in den oberen Bereichen hat sich die originale, gut freizulegende Polierweißfassung erhalten.

Restauratorische Zielstellung

Konservierung der darunter liegenden originalen Fassung und Vergoldung. Abnahme der Alkydharzlackfarbe von 1956, die sich auf einer weiteren Übermalung befand. Darunter waren nur noch Fragmente der ehemaligen Polierweißfassung erhalten.

Maßnahmen

Es wurde ein Kreidegrund aufgetragen, über dem eine mehrschichtige Polierweißfassung erfolgte. Bei dem sanften Glanzgrad der Politur am Korpus Christi orientierte man sich an der Gottvatergruppe im Auszug. Die Polierweißfassung war bei dieser Gruppe noch erhalten und freilegbar. Zusätzlich wurden die Polierspuren im Labor vermessen, um diese so originalgetreu wie möglich auszuführen.
Der originale Vergoldungsduktus wurde nach dem Vorbild einer abgebrochenen Flügelspitze, die man an einer geschützten Stelle hinter dem Altar fand an den Puttoflügeln und Blütengehängen nachempfunden. Zudem befand sich auf den gelben Polimentflächen der floralen Gehänge eine rote Lasur, die dazu diente, das Gold zu akzentuieren. Die Pigmentzusammensetzung und das Bindemittel dieses roten Farbtons wurden durch eine naturwissenschaftliche Analyse von Dr. Elisabeth Jägers nachgewiesen und an den Blütengehängen umgesetzt.

Leitung des Restaurierungsteam

Dipl.-Restauratorin Inken Stößel und Brigitte Schön M.A.

Fachliche Betreuung

Dr. Elisabeth Jägers, Köln.

Auftraggeber

Erzdiözese Mainz.

Fachbehörden

Landesdenkmalamt Rheinland-Pfalz Restaurator Reinhold Elenz.